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Schwerpunktthema

Fachkräftebedarf auch bei der Spitex

Es gibt Menschen, die über eine lange Lebensphase von Fachpersonen der Spitex gepflegt und unterstützt werden. Die Aufgaben sind spannend, vielseitig und sinnvoll. Die Spitex-Mitarbeitenden werden Teil der Lebensgeschichte der Klientinnen und Klienten. Eine Tätigkeit bei der Spitex bringt ein hohes Mass an Selbstständigkeit und Verantwortung mit sich.

Es gibt Menschen, die begeistert von ihrer Arbeit erzählen, erfüllt sind und über ein gutes Arbeitsklima und ein tolles Team berichten und zufrieden sind. Doch was macht zufriedene und glückliche Arbeitnehmende aus?
Spitex Schweiz ist dieser Frage an ihrer Fachtagung im vergangenen September nachgegangen: Weshalb arbeiten Menschen gerne bei der Spitex? Weshalb kommen sie zur Spitex und warum bleiben sie bei der Spitex? Weil ihre Professionalität und ihr Können gefragt sind? Weil sie mit Menschen arbeiten können? Oder weil sie Wertschätzung erfahren?

Eine Erkenntnis daraus war, dass bei der Einschätzung der Arbeitsplatz-Attraktivität personenbezogene Merkmale eine grosse Rolle spielen. Jede und jeder hat seine eigene Skala und macht seine eigene Abwägung. Und doch muss es so etwas wie eine messbare, objektivierte Arbeitsplatzzufriedenheit geben. Was muss die Spitex tun, um eine attraktive Arbeitgeberin zu bleiben? Und was muss sie tun, um angesichts des drohenden Fachkräftemangels auch als solche wahrgenommen zu werden?

Die Frage nach der Attraktivität des Arbeitsplatzes ist für die Zukunftsperspektiven innovativer Unternehmen und die Bewältigung dieser Herausforderungen entscheidend. Auch für die Spitex. Viele Unternehmen reagieren bereits auf diese Situation, indem sie ihren Mitarbeitenden attraktive Arbeitskonditionen und familienfreundliche Arbeitszeitregelungen bieten. Die wenigsten Unternehmen analysieren aber systematisch die Attraktivität des Arbeitsplatzes aus der Perspektive der Mitarbeitenden. Auch das muss die Spitex tun beziehungsweise sie tut es bereits. Denn Spitex-Organisationen sind attraktive Arbeitgebende, die attraktive Anstellungsbedingungen bieten: Flexible Pensen und Teilzeitpensen sind möglich und verbreitet. Die Spitex-Organisationen haben klare Strukturen und flache Hierarchien. Sie bieten umfassende Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Arbeitsplätze bei der Spitex sind sicher. Und das Umfeld ist wertschätzend – ein wichtiger Aspekt der Arbeitszufriedenheit. All diese Kriterien sprechen klar für eine Tätigkeit bei der Spitex. Die Spitex ist also eine attraktive Arbeitgeberin – und das muss sie bleiben.

Der Fachkräftemangel ist Realität. Die Rekrutierungssituation ist vielerorts angespannt. Die Nachfrage nach Spitex-Leistungen wird angesichts der demografischen Entwicklung und dank der Tatsache, dass medizinisch und technisch in der Pflege zu Hause immer mehr möglich ist, weiter zunehmen. Somit wird sich der Fachkräftebedarf in der gesamten Gesundheitsbranche, auch bei der Spitex, in Zukunft noch weiter akzentuieren.

Die Anstrengungen der vergangenen Jahre zeigen Wirkung, der Handlungsbedarf ist aber weiterhin gross. Der nationale Versorgungsbericht 2021 für das nicht universitäre Gesundheitspersonal von Obsan, GDK und OdASanté hält fest, dass die Zahl der Ausbildungsabschlüsse zwischen 2012 und 2019 auf allen Qualifikationsstufen der Pflege um 29’100 Personen angestiegen ist. Das ist ein beeindruckender Zuwachs von 19%. Am stärksten war der Personalzuwachs mit +39% im Spitex-Bereich, gefolgt von den Alters- und Pflegeheimen (+17%) sowie den Spitälern und Kliniken (+13%).

Spitex Schweiz ist erfreut über diese Zunahme. Sie bestätigt, dass die ambulante Pflege attraktive Arbeitsplätze bietet und die Spitex eine attraktive Arbeitgeberin ist. Doch trotz den erfreulichen Entwicklungen bei den Ausbildungsabschlüssen im Pflegebereich besteht bis 2029 noch immer eine deutliche Lücke zwischen Angebot und Bedarf. Es gibt also noch viel zu tun in diesem Bereich. Um attraktiv zu bleiben, ist die Spitex gefordert, gute Arbeitsbedingungen zu erhalten und diese immer wieder zu reflektieren und anzupassen.